Beziehungsgestaltung

Neben der Behandlung selbst, situativen Gegebenheiten und Umgebungsbedingungen und auch gewissen Erwartungen durch die Betroffenen kommt der Beziehungsgestaltung zwischen professionell Tätigen und Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen in der Behandlung ein hoher Stellenwert zu. Der durch die Beziehungsgestaltung bedingte Anteil an einer Veränderung im Behandlungsprozess wird auf circa 30 Prozent geschätzt. Zu einer Recovery-orientierten Beziehungsgestaltung gehört, die Rechte der Betroffenen auf Autonomie und Selbstbestimmung zu respektieren und eine aktive Beteiligung an der Behandlungsgestaltung zu unterstützen. Hierzu kann die Partizipative Entscheidungsfindung beitragen.

Hintergrund und Empfehlungen der Leitlinie

Was meint Partizipative Entscheidungsfindung?

Die Partizipative Entscheidungsfindung ist als ein gemeinsamer Prozess zu verstehen, an dem Patientin bzw. Patient und Behandlerin bzw. Behandler aktiv beteiligt sind. In diesem Prozess wird eine gemeinsam verantwortete Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Behandlung erst dann getroffen, wenn sich alle Beteiligten über erforderliche Informationen (z.B. Vorgehen, Erfolgsaussichten, mögliche Nebenwirkungen) sowie persönliche Aspekte dazu ausgetauscht haben. Über medizinische Informationen hinaus fließen hierbei auch behandlungsrelevante persönliche Informationen sowie Sorgen, Befürchtungen, Erfahrungen und Vorstellungen mit ein. Behandler und Betroffene begegnen sich in diesem Modell als gleichberechtigte Partner.

Statement der Leitlinie
Die Beziehungsgestaltung zwischen Behandlern und Patienten sollte es ermöglichen, über Behandlungsstrategien und deren Vor- und Nachteile im Rahmen eines Prozesses Partizipativer Entscheidungsfindung zu informieren und zu Entscheidungen zu gelangen.

Was unterstützt eine Partizipative Entscheidungsfindung?

  • 3 Phasen im Entscheidungsprozess:
    • Information, dass eine Entscheidung mit gleichwertigen Behandlungsoptionen bzw. verschiedenen Möglichkeiten ansteht und Möglichkeit der Übernahme einer aktiven Rolle
    • Austausch aller relevanten Informationen (z.B. Vor- und Nachteile der Behandlung), Erwartungen und Befürchtungen
    • Bestimmung der Rollen- und Behandlungspräferenzen, Aushandeln der Entscheidungsfindung und Treffen von Vereinbarungen zur Umsetzung dieser
  • Möglichkeiten zur Unterstützungvon Partizipativer Entscheidungsfindung liegen vor allem in einem verbesserten Wissen auf Seiten der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
  • Die Einbeziehung des Betroffenen in den Behandlungsprozess im Sinne einer Partizipativen Entscheidungsfindung kann vertrauensfördernde Effekte haben, das Selbstwerterleben und die Zufriedenheit mit der Behandlung verbessern.
  • Die Wünsche des Betroffenen hinsichtlich des Ausmaßes einer aktiven Beteiligung an der Entscheidungsfindung sollten dabei gut ausgelotet werden.
  • Gleichermaßen erfordet es, die aktuelle Entscheidungsfähigkeit, die aufgrund der Schwere der Erkrankung zeitweise beeinträchtigt sein kann, zu berücksichtigen.

© Universität Leipzig. Medizinische Fakultät Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)