Mediengestützte Edukation und Selbsthilfe

    Zunehmende Bedeutung erlangt die mediengestützte Edukation und Selbsthilfe. Hierzu gehören gedruckte Ratgebermaterialien, die als schriftliche Informations- und Aufklärungshilfen für spezielle Störungen und Probleme verfasst sind, sowie Internet- und computerbasierte Selbsthilfeinterventionen.

    Hintergrund und Empfehlung der Leitlinie

    Printmaterialien

    Patientenratgeber sind gedruckte Informationshilfen und enthalten in der Regel:

    • eine detaillierte Auflistung und Beschreibung der typischen Beschwerden des Störungsbildes,
    • Hinweise zu deren diagnostischer Erfassung,
    • Informationen über unterschiedliche Krankheitsverläufe,
    • die Beschreibung möglicher persönlicher und sozialer Folgen für die Betroffenen,
    • eine Darstellung der wichtigsten Behandlungsverfahren und
    • praktische weiterführende Hilfen.

    Empfehlung der Leitlinie (Expertenkonsens):
    Ratgeber und Selbsthilfemanuale sollten interessenunabhängig, leicht verständlich und qualitativ hochwertig sein.

    Statement:
    Das Hinweisen von Patienten und Angehörigen auf eine mögliche Unterstützung in Form von Ratgebern, Selbsthilfemanualen und Schulungsprogrammen (z.B. Kommunikations-Trainings, Selbstmanagement-Trainings) sowie die Ermunterung hierzu durch konkrete Literaturhinweise bzw. Flyer zu aktuellen Veranstaltungen erscheint hilfreich.

    Internet- und computerbasierte Selbsthilfeinterventionen

    • Große Vielfalt computer- und internetbasierter Ansätze:
      • einfache Informationsseiten,
      • Online-Selbsthilfe-Foren oder
      • wissenschaftlich abgesicherte internetbasierte Interventionsprogramme für viele psychische Erkrankungen
    • Programme sind z.T. so konzipiert, dass sie zusätzlich zu einer Psychotherapie angeboten werden können (z.B. zur Vorbereitung auf eine Behandlung oder als Ergänzung der Therapie durch vertiefende Übungen, die zu Hause durchgeführt werden können)
    • Es gibt einige freizugängliche Programme (z.B. moodgym.de, familiencoach-depression.de), aber auch kostenpflichtige Angebote oder solche, die von Krankenkassen lediglich für ihre Mitglieder frei zur Verfügung gestellt werden. Es empfiehlt sich, bei der Krankenkasse oder auch bei den Behandlern nachzufragen.

    VorteileNachteile
    Einfache Zugangsmöglichkeit

    Vertraulichkeit der Daten (Datenschutz)

    Zeitliche und örtliche Flexibilität

    Qualitativ minderwertige, unseriöse Angebote

    Selbstgewähltes TempoMögliche schädliche Wirkung durch Nutzung spezieller Chatrooms
    (v.a. bei anfälligen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Selbstmordgedanken)
    AnonymitätErhöhtes Risiko der Abhängigkeit durch übermäßige Nutzung des Internets bei gleichzeitigem sozialen Rückzug

    Formen internet- und computerbasierter Interventionen:

    1. Begleitete Interventionen: Hier durchlaufen die Nutzer die Programme weitestgehend selbstständig. Sie erhalten dabei regelmäßig Rückmeldung durch einen Therapeuten (z.B. über Chat, Videokonferenz oder E-Mail), der auch als Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung steht. Die Stärke und Form der therapeutischen Unterstützung kann dabei sehr variieren.
    2. Unbegleitete Interventionen: Hier arbeiten die Nutzer in der Regel selbständig, ohne professionelle Anleitung, an den Inhalten der Intervention.

    Therapeutisch begleitete computerbasierte Selbsthilfe- bzw. Selbstmanagementinterventionen scheinen therapeutisch unbegleiteten Interventionen gegenüber überlegen. Aus der Perspektive von Patienten und Experten wird eine hohe Akzeptanz in der Nutzung der Programme beschrieben, jedoch spielt letztlich die eigene Präferenz eine entscheidende Rolle.

    Empfehlung der Leitlinie (Expertenkonsens):
    Internet- und computerbasierte Angebote mit der Möglichkeit professioneller Rückmeldung können bei entsprechender Motivation hilfreich sein.

    Beispiele internetbasierter Selbsthilfeinterventionen

    moodgym - @ktiv aus der Depression ist ein kostenfreies, wissenschaftlich überprüftes Programm, dass dabei unterstützt, negative Denkmuster zu erkennen und durch neue zu ersetzen und die Stimmung positiv zu verändern.

    Das Online-Trainingsprogramm Familiencoach Depression unterstützt Angehörige, Freunde und andere Bezungspersonen von depressiv erkrankten Menschen im Umgang mit der Erkankung. Es ist frei und anonym zugänglich.


    © Universität Leipzig. Medizinische Fakultät Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)