Kinder psychisch kranker Eltern

Kinder von psychisch kranken Eltern sind nicht nur besonderen Herausforderungen im Entwicklungsverlauf ausgesetzt, sondern haben darüber hinaus ein erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Erkrankung zu entwickeln. In manchen Familien gelingt die Bewältigung der mit der Erkrankung einhergehenden Belastungen und Konflikte gut; in anderen Familien dagegen weniger gut. Nicht selten kommen weitere Belastungsfaktoren hinzu. Manchmal geraten Eltern auch an ihre Grenzen und fühlen sich in der Begleitung ihrer Kinder überfordert.

Hintergrund

Bewältigungsfaktoren

Man weiß, dass bestimmte Faktoren (Schutzfaktoren) dazu beitragen können, die es den Kindern und Familien ermöglichen, die besonderen Belastungen in Zusammenhang mit der Erkrankung gut zu bewältigen.

  • Kindebene: z.B. bestimmte Temperamentsmerkmale wie Flexibilität, Anpassungsvermögen an Veränderungen und eine überwiegend positive Stimmungslage, Fähigkeiten zur Wahrnehmung und zum Ausdruck von Gefühlen und gute Problemlösefähigkeiten
  • Familienebene: z.B. Beziehungsgestaltung und der Umgang mit der Erkrankung in der Familie, Erziehungsverhalten
  • Außerhalb der Familie: z.B. soziale Unterstützung durch andere Personen oder die soziale Einbindung in die Schule, Gemeinde, in Vereine oder die Kirche etc.

Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Familien

Möglichkeiten der Stärkung von betroffenen Familien liegen:

  • in der Reduktion psychosozialer Belastungsfaktoren
  • in der Stärkung unterstützender Faktoren, wie beispielsweise familiärer Zusammenhalt, Beziehungsqualität oder soziales Netzwerk
  • altersangemessene Aufklärung und Informationsvermittlung über die psychische Erkrankung der Eltern gegenüber den Kindern und Jugendlichen

Initiativen und Anlaufstellen für betroffene Familien:

  • Informations-, Beratungs- und Therapieangebote für Kinder und Jugendliche, die gleichzeitig für die erkrankten Eltern und ggf. ihre Partner sowie weitere Angehörige zur Verfügung stehen (z.B. Familienberatungsstellen, Jugendamt, Gesundheitsamt)
  • Angebote für Kinder und Jugendliche (z.B. gemeinsame Freizeitaktivitäten, spezielle Kinderprojekte, Patenfamilien)
  • Unterstützende sowie entlastende Angebote für betroffene Familien (z.B. Erziehungsberatung, ambulante Erziehungshilfen, Wohngemeinschaften für psychisch kranke Eltern und ihre Kinder, stationäre Eltern-Kind-Behandlungen)
  • Anlaufstellen für Eltern in akuten Krisen (z.B. Sozialpsychiatrische Dienste)

Statement der Leitlinie
Für die Erweiterung und Qualifizierung notwendiger Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche psychisch kranker und suchtbelasteter Eltern und ihre Familien sind „(präventive) Hilfen und systemübergreifende Vernetzungen“ sowie eine verstärkte „Zusammenarbeit zwischen den verantwortlichen Hilfesystemen, insbesondere der Suchtkrankenhilfe, der Kinder- und Jugendhilfe, der Erwachsenenpsychiatrie und anderen medizinischen Diensten“ erforderlich. „Lehrer, Erzieherinnen, Ärzte, Sozialarbeiterinnen, Psychologen und Pädagoginnen, aber auch Familienrichterinnen sowie die Polizei müssen verbindlich“ und fachübergreifend zusammenarbeiten „und die jeweils anderen Hilfesysteme im Blick haben“. Weitere Beachtung sollte zudem „der Errichtung niedrigschwelliger Angebote, der Öffentlichkeitsarbeit, der Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Hilfesystemen und den Möglichkeiten der Finanzierung der Hilfen zuteil werden.“.

Quelle: AGJ. Kinder von psychisch erkrankten und suchtkranken Eltern. Diskussionspapier der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe. 

Adressen und weiterführende Links


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